Wanderung Glaubenberg-Fürstein
Der Vulkan des Entlebuchs
Wanderzeit: 3 h 25 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Aus der Ferne sieht der Fürstein wie ein Vulkankegel aus. Der Gipfel auf der Grenze der Kantone Luzern und Obwalden lässt sich ohne Schwierigkeiten besteigen. Die Rundwanderung ab Glaubenberg liegt in einer sehr schönen Moorlandschaft. Anfänglich verläuft sie auf Naturwegen; die letzten 2 km sind asphaltiert. Am schönsten ist die Tour im Oktober, wenn das Riedgras rot leuchtet.
Detaillierte Routenbeschreibung
Moore zählen zu den wertvollsten Lebensräumen der Schweiz, denn sie beherbergen eine Vielzahl gefährdeter Tier- und Pflanzenarten. Ein Moor entsteht dort, wo Wasser nicht in tiefere Bodenschichten abfliessen kann, sondern in einer Mulde an der Oberfläche verbleibt. Der Boden ist dadurch permanent mit Wasser gesättigt, so dass abgestorbene Pflanzen nicht zu Humus abgebaut werden können, sondern sich zu Torf zersetzen. Die Torfschicht wächst im Laufe der Zeit kontinuierlich. Der Vorgang spielt sich jedoch extrem langsam ab. Es dauert ein ganzes Jahrtausend, bis die Torfdecke in einem Moor eine Dicke von einem Meter erreicht.
Moorgebiete gelten für die Landwirtschaft als unproduktive Böden. Deshalb wurden sie in vielen Gebieten Europas seit Mitte des 19. Jahrhunderts grossflächig entwässert und damit bleibend zerstört. Der Torf wurde teilweise in industriellem Ausmass abgebaut und als Brennstoff sowie zur Bodenverbesserung und Düngung im Gartenbau genutzt.
Heute jedoch sind Moorgebiete in der Schweiz streng geschützt. Ermöglicht hat dies die Armee, allerdings ungewollt: In den 1980er-Jahren hielten ihre Planer hartnäckig am Projekt eines Waffenplatzes in Rothenthurm SZ fest. Das Vorhaben hätte die ausgedehnten Moore im Gemeindegebiet stark beeinträchtigt. Um dies zu verhindern, lancierten Natur- und Landschaftsschutzkreise eine Volksinitiative. In der Abstimmung wurde das Begehren überraschend klar angenommen. Seither werden Moore nicht nur in Rothenthurm, sondern auch in vielen anderen Gegenden der Schweiz vor jeglichen Eingriffen bewahrt.
Eine besonders schöne Moorlandschaft liegt am Glaubenberg. Auch hier ist die Armee im Spiel: Das Gebiet wird nämlich regelmässig für Schiessübungen genutzt. Gegenüber dem ausgehenden 20. Jahrhundert hat sich allerdings die Fläche, die dafür beansprucht wird, deutlich reduziert. Wer durch die Gegend wandert, wird heute nicht mehr ständig von Schiesslärm begleitet. Es kann jedoch vorkommen, dass man einer Schiesswache begegnet, die einen auffordert, ein Teilstück des offiziellen Wanderwegs nicht zu benützen und stattdessen einen Umweg zu machen. Bei der vorliegenden Rundwanderung wird dies jedoch höchstens im ersten und im letzten Viertel der Strecke erfolgen.
Gestartet wird am Glaubenberg auf der Passhöhe. Das «Passhöchi-Beizli» ist die einzige Einkehrmöglichkeit auf dieser Tour. Der Aufstieg zum Rickhubel beginnt auf einem Strässchen; der Asphalt, mit dem es bedeckt ist, weicht schon bald Kies, und nach einem halben Kilometer zweigt man hangwärts auf einen einfachen Bergweg ab. Dass Moorböden Wasser wie ein Schwamm aufsaugen, zeigt sich hier in aller Deutlichkeit: Auch wenn die letzten Niederschläge mehrere Tage zurückliegen, ist das Trassee oft stark durchnässt. Bei jedem Schritt schmatzt die dunkle, feuchte Erde unter den Schuhsohlen. Die Passage legt man jedenfalls lieber bergauf als im Abstieg zurück. Nach einer Weile lässt man das bewaldete Gebiet hinter sich und steigt bei beachtlichem Gefälle über Alpweiden und durch lichte Bestände von Bergföhren zum Rickhubel auf.
Jetzt tritt das eigentliche Ziel der Tour, der Gipfel des Fürsteins, in Erscheinung. Er liegt noch einmal gut hundert Meter höher und ist über einen Sattel erreichbar, der sich in einem weiten Bogen vom Rickhubel aus hinüber spannt. Er umgibt die weite, wunderschöne Moorfläche des Gebiets Ober-Sewen. Der Wanderweg verläuft am oberen Rand der Moorlandschaft, so dass man diese während der ganzen Passage stets im Blick hat. Zugleich öffnet sich gegen Norden hin die Sicht ins Tal der jungen Entle und zum Pilatus. Man geniesst damit auf diesem Abschnitt beidseits eine fantastische Aussicht. Es handelt sich fraglos um den schönsten Teil der Wanderung.
Vollends uneingeschränkt ist das Panorama auf dem Fürstein. Vom Säntis über die Glarner und Urner Alpen bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau überblickt man einen überaus reichhaltigen Gipfelkranz. Im Vordergrund zeigt sich das anmutige Ensemble von Riedflächen und Bergföhren, das sich in die Südflanke des Fürstein schmiegt. Mittendrin liegt das Sewenseeli.
Der idyllische Bergsee ist das nächste Zwischenziel der Tour. In steilem Abstieg geht es in den Sattel hinunter, der sich zum benachbarten Chli Fürstei senkt, und danach dem Sewenbach entlang. Bei den Alphütten von Ober-Sewen öffnet sich ein nahezu unwirklich schönes Bild: Vor dem Moor-Seelein, das von Wald und Weideland umgeben ist, steht eine zierliche Kapelle. Sie wurde 1936 im Auftrag von Marie Seeberger erbaut und ist als einziges Gebäude einer kleinen Häusergruppe erhalten geblieben, die einst auf der Seewenalp (wie sie früher genannt wurde) stand. Die Seebergers hatten dort 1893 ein Kurhaus eröffnet und die Alp damit zu einem Höhenkurort gemacht. 1974 verkaufte die Familie das 174 Hektaren grosse Besitztum an das Militärdepartement, nachdem dieses im Zuge des Waffenplatzausbaus Stück für Stück die angrenzenden Grundstücke aufgekauft und mit Enteignung gedroht hatte. Das Kurhaus wurde wenig später abgebrochen (nähere Informationen: www.seewenalp.ch).
Ein Kiessträsschen führt oberhalb des Sees in leichtem Aufstieg zur Wegverzweigung Sewenegg. wo man den Geländekamm überschreitet, der die Sewenalp vom Glaubenberg trennt. Durchwegs auf Asphalt geht es hinunter zur Alphütte Schnabel und weiter zur Glaubenberg-Passhöhe, dem Ausgangspunkt der Rundwanderung.