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In den engen Haarnadelkurven der Tremolaschlucht kann es vorkommen, dass einem ein touristisches Remake der historischen Gotthardpost begegnet.

Wanderung Hospenthal-Gotthardpass-Airolo

Verkehrslandschaft Gotthardpass

  • Hospental

  • Mätteli

  • Gotthardpass

  • Val Tremola

  • Airolo


REGION: Tessin / Zentralschweiz
MARSCHZEIT: 5 h 40 min
AUFSTIEG: 730 m
TIEFSTER PUNKT: 1143 m
VERPFLEGUNG: St. Gotthard Hospiz
ANREISE: Mit der Bahn nach Hospental
MERKMALE: Passwanderung
Schwierigkeit: T2 Bergwandern
Streckenlänge: 16,4 km
Abstieg: 1040 m
Höchster Punkt: 2106 m
Ideale Jahreszeit: Anfang Juni bis Ende Oktober
Rückreise: Ab Airolo mit der Bahn
   

Der Gotthardpass ist ein Monument der Schweizer Geschichte, dem dank seiner Transitfunktion europäische Bedeutung zukommt. Daneben ist der Alpenübergang auch ein attraktives Wanderziel. Die Route vom Urserntal in die Leventina verläuft abschnittsweise auf gut erhaltenen historischen Wegstrecken. Ausserhalb des Siedlungsgebiets praktisch durchwegs Naturbelag.

Drei Tunnels unterqueren heute das Gotthardmassiv im Herzen der Schweiz. Der Eisenbahn-Scheiteltunnel aus dem 19. Jahrhundert, der Autobahntunnel von 1980 und das jüngste Bauwerk, der 2016 eröffnete Eisenbahn-Basistunnel, ermöglichen zügige Transfers zwischen der Nord- und der Südseite der Alpen. Weniger schnell, aber wesentlich reizvoller ist die Passstrasse, die jeweils von Frühsommer bis zum Wintereinbruch geöffnet ist.
Die traditionsreichste Route über den Gotthard ist jedoch der alte Saumweg. Er verläuft fast durchwegs abseits der Fahrstrasse. Die Passwanderung ist allerdings nicht vollkommen immissionsfrei zu haben. Zuweilen hört man das Heulen von Motorrädern, an manchen Stellen schnuppert man auch Abgasschwaden. Doch insgesamt ist die Gotthard-Überquerung eine eindrückliche und landschaftlich lohnende Tour.
Ausgangsort auf Urner Seite ist Hospental. An der Dorfstrasse zeugt eine ganze Kette von Restaurants von der Bedeutung, die der (heute vorwiegend touristische) Transitverkehr für den Ort nach wie vor aufweist. Beim ersten Abschnitt der Route oberhalb des Dorfs handelt es sich um einen besonders schönen, gut erhaltenen und mit Kolonnensteinen begrenzten Teil einer 1830 gebauten Kunststrasse.
Die nun folgende Wanderung ins weite, offene Tal der Gotthardreuss verläuft in meist nur mässig steilem Anstieg. Zwischendurch gibt es auch längere Passagen, die praktisch ebenen Wegs angelegt sind. Immer wieder öffnen sich schöne Ausblicke auf den Talfluss, der in einem meist unverbauten Bett zwischen Alpweiden und Geröllhalden schäumt und sprudelt.
Bereits beim Gamssteg ist von weitem ein grosses turmartiges Bauwerk auszumachen, das von einem auf Stelzen ruhenden Kuppeldach bedeckt ist. Dabei handelt es sich weder um eine religiöse Stätte noch um ein Kunstwerk, sondern ganz profan um ein Element der Lüftungsanlage des Strassentunnels. Wenige Minuten später führt der Wanderweg dicht an die Passstrasse heran; oberhalb der Strasse steht das bei Passfahrern beliebte Restaurant Mätteli (das natürlich auch Wandernden offensteht).
Beim Brüggloch an der Kantonsgrenze Uri-Tessin verengt sich das Tal, die Wanderroute unterquert die Passstrasse und verläuft bis San Carlo zwischen der neuen Strasse und einem hier beginnenden, mit Kopfsteinen gepflästerten Abschnitt der alten Passstrasse. Die Passhöhe und damit der höchste Punkt der Wanderung ist ein Ort ohne Glamour, an dem sich Strasse, Wanderweg und Stromleitungen kreuzen. Das Gotthard-Hospiz liegt einige Meter tiefer und zehn Marschminuten weiter südöstlich beim Lago della Piazza.
Der Abstieg in die Leventina folgt einem weiteren, besonders spektakulären Abschnitt der in den 1830er-Jahren gebauten Passstrasse: Die im Osthang des Val Tremola angelegte Serpentinenstrasse ist ein weltbekanntes Denkmal des frühen Strassenbaus. Nach wie vor wird sie vom motorisierten Verkehr genutzt; allerdings sind es vorwiegend Nostalgiker und Geniesser, die eine solch enge, kurvenreiche und durchwegs mit Kopfsteinpflaster versehene Strecke in Angriff nehmen. Der Wanderweg verläuft auch hier meist abseits der Strasse; immer wieder aber hat man eine eindrückliche Sicht auf das überaus kunstreich angelegte Trassee.
Die abenteuerliche Passage endet beim Ponte Inferiore. Über Alpweiden geht es zu den Kasernen von Motto Bartola, wo sich ein schöner Tiefblick auf Airolo öffnet. Durch Wälder und über Wiesen gelangt man ins Dorf hinunter.