Eine der längsten und ergiebigsten Winterwanderungen im Wallis führt von Vercorin nach Grimentz. Kurz vor dem Ziel begegnete mir ein kurioses Objekt: Auf einer Garage stand ein alter, von der Sonne dunkel gegerbter Holzstadel, stilecht ausgestattet, sogar die Mäuseplatten (mit denen früher Mäuse von den Vorräten ferngehalten wurden) fehlten nicht. In der Geologie spricht man bei einem solchen Phänomen von einer Überschiebung: Das Ältere hat sich über das Jüngere geschoben. Über den lächerlich-sinnlosen Anblick kugeln sich vielleicht sogar die Mäuse.
Auch wenn der Creux du Croue eine imposante Senke ist – mit dem weit bekannteren und viel mächtigeren Schlund des Creux du Van kann er es kaum aufnehmen. In einer Hinsicht vermag der grosse Neuenburger Bruder seinem Waadtländer Pendant allerdings nicht das Wasser zu reichen: Während einem dort oft Dutzende Instagram-Jünger auf den Füssen herumtrampeln, die von gnadenlosen Influencern getrieben sind und blindwütig durch die Gegend followen, lässt sich hier unverfälschter und einsamer Naturgenuss finden.
Wasserscheiden bilden oft auch politische Grenzen – zwischen Gemeinden, Bezirken, Kantonen, ja Nationen. Doch es gibt Ausnahmen. Die Urner etwa verstanden es trefflich, ihre Weidegründe über den Klausen- oder auch den Surenenpass hinweg bis weit in die Täler ihrer Nachbarn auszuweiten. Einen ähnlichen Fall scheint es im Berner Oberland zu geben: Das Dorf Oberried ...