Es sei durchaus möglich, dass man hier den Ruf Gottes vernehme, heisst es auf einer Tafel beim Eingang zur Kirche von Finhaut. Allerdings sei es unwahrscheinlich, dass der Herr einen über das Mobiltelefon kontaktiere, weshalb man den Apparat bitte abstellen möge.
Die erfrischend saloppe Aufforderung passt zur unkonventionellen und farbenfrohen Innenausstattung der Kirche im 300-Seelendorf. Gestaltet wurde der 1929 eingeweihte Bau von einer Künstlergruppe, die bewusst und konsequent mit dem Barock brechen wollte.
Finhaut ist Ausgangspunkt der «Route des diligences» im Unterwallis, die durch das Val de Trient nach Vernayaz führt. Unterhalb von Le Trétien passiert man die Gorges du Triège. Der Seitenbach des Trient hat hier eine wilde Schlucht in den Steilhang geschliffen. 1870 wurde sie mit Treppen und Stegen aus Holz und Metall für das Publikum zugänglich gemacht. Die Anlagen sind im Laufe der Zeit mehrmals durch Stürme und Hochwasser beschädigt und später wieder instandgesetzt worden, letztmals 2015. Ein besonderer Leckerbissen ist die dreifach gedrehte Wendeltreppe. Deren Stufen aus Metallgitter erlauben atemberaubende Blicke in einen vom Wasser in jahrtausendelanger Arbeit ausgewaschenen Felskessel. Der Schluchtweg ist ein kleiner, aber lohnender Umweg. Er beginnt beim Chalet unten an der Strasse und führt rund 100 Höhenmeter aufwärts; der Rückweg erfolgt durch den Wald und via Bahnhof und Dorf.
In Salvan lässt sich ein weiterer interessanter Rundgang einschalten. Dieser führt allerdings nicht durch wilde Natur, sondern als kulturgeschichtlicher Lehrpfad durch einen Teil des Siedlungsgebiets. Auf einem grossen Felsblock gleich hinter der Kirche führte der italienische Ingenieur Guglielmo Marconi 1895 erste Feldversuche in drahtloser Telegrafie durch. Informationstafeln vermitteln interessante Einblicke ins Leben des Forschers, in sein bahnbrechendes Experiment und in die damalige Zeitgeschichte; zu jener Epoche gehörte das Val de Trient zu den angesagtesten Tourismusdestinationen der Schweiz. 32 Hotels und Pensionen stellten den Reisenden Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung.