Bei Stein am Rhein gibt es eine merkwürdige Ortsbezeichnung: Im Aufstieg vom Städtchen zur Burg Hohenklingen gelangt man an der "Fünf-Minuten-Höhle" vorbei. Was hat es damit auf sich?
Im 19. Jahrhundert wurden dort im Sandstein mehrere Grotten ausgebrochen, in denen Eisblöcke, die man im Winter vom zugefrorenen Untersee gewann, bis in den Sommer aufbewahrt werden konnten. Das Eis wurde für die Herstellung der damals neu aufkommenden untergärigen Biere benötigt. Diese Methode der Kühlung fiel dahin, als es im 20. Jahrhundert möglich wurde, Eis mit elektrischen Kühlgeräten künstlich herzustellen. Die Höhlen oberhalb von Stein am Rhein wurden deshalb umfunktioniert und dienten fortan zum Aufbewahren von Gemüse und zur Champignonzucht. Auch diese Zeiten sind mittlerweile schon lange vorbei. Mehrere der Stollen wurden geschlossen und dienen seither als Brut- und Schlafplätze für Fledermäuse. Ein einziger ist noch für die Öffentlichkeit zugänglich. Er ist etwa 5 Meter breit, rund 50 Meter lang und damit sehr geräumig. Ein Lüftungsschacht an seinem hinteren Ende verläuft horizontal weiter und mündet nach einer Weile ins Freie. Er ist so eng und niedrig, dass Erwachsene ihn nicht passieren können. Unter den Kindern des Städtchens gilt die Durchquerung des Schachts seit Jahrzehnten als Mutprobe. Etwa fünf Minuten werden dafür benötigt. Diesem Umstand verdankt die Höhle ihren Namen. Reportage im Magazin "Das Wandern".