Wanderung Grolley-Ponthaux-Cousset
Ein Fátima-Ableger im Freiburgerland
Wanderzeit: 3 h 15 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Das Hinterland im Westen der Stadt Freiburg ist eine ländliche, dünn besiedelte Gegend. Dort liegt eine bemerkenswerte Wallfahrtsstätte. Die Marienkapelle von Ponthaux wurde von portugiesischen Pilgern zu einer Art Filiale des portugiesischen Wallfahrtsorts Fátima umfunktioniert. Auf der Wanderung von Grolley nach Cousset kommt man daran vorbei. Ein Drittel der Tour verläuft auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Im 5. Jahrhundert, also bereits viele Jahre nachdem Jesus am Kreuz gestorben war, entstand in der christlichen Kirche ein neues Fest zum Gedenken an den Tod seiner Mutter. Die noch junge und weiterhin wachsende Religionsgemeinschaft wählte dafür mit dem 15. August bewusst einen der höchsten römischen Feiertage. Fortan beging man an diesem Tag nicht mehr die Triumphe des Kaisers Augustus, sondern die Dormitio (das Entschlafen) Marias und ihre Aufnahme in den Himmel.
In unzähligen Kapellen, die unter der Schutzherrschaft Marias stehen, wird seither dieses Ereignisses mit Gottesdiensten und Prozessionen gedacht. Im Bauerndorf Ponthaux im Freiburger Mittelland errichtete man 1959 zu diesem Zweck eine am Waldrand liegende Marienkapelle, die sich alsbald zu einem regionalen Wallfahrtsziel entwickelte. Jeweils am 15. August fand eine nächtliche Prozession in Form eines Fackelzugs vom Dorf zur Kapelle statt.
Im Laufe der Zeit ging die Teilnahme an diesen Aktivitäten mehr und mehr zurück, bis sie praktisch einen Nullpunkt erreichte. Doch um die Jahrtausendwende trat eine interessante Wendung ein. Gebürtige Portugiesinnen und Portugiesen, die in der Region lebten, entdeckten die Stätte als Pilgerziel. Sie verhalfen ihr zu einem neuen Aufschwung, indem sie Prozessionen dorthin veranstalteten und diese mit der Erinnerung an Fátima verknüpften. In der portugiesischen Kleinstadt hatten drei Kindern 1917 mehrere Marienerscheinungen erlebt; wenige Jahre danach war dort eine Wallfahrtskirche errichtet worden, die sich alsbald zum wichtigsten Pilgerziel des Landes entwickelte.
Für den Freiburger Ableger der Fátima-Pilgergemeinschaft sind zwar, im Unterschied zur portugiesischen Wallfahrtsstätte, keine wundertätigen Heilungen bezeugt. Dennoch übt die kleine Gebetsstätte «Unsere Liebe Frau von Fátima» eine starke Anziehungskraft aus: An der grossen Prozession Ende Mai beteiligen sich jeweils mehrere hundert Gläubige. Doch auch von der Bevölkerung der umliegenden Dörfer sowie von Durchreisenden wird das Oratorium rege frequentiert.
Die Marienkapelle liegt direkt am Wanderweg, der Ponthaux mit Montagny verbindet. Sie lässt sich deshalb gut im Rahmen einer leichten Wanderung erkunden. Als Ausgangspunkt eignet sich der Bahnhof Grolley. Zunächst auf Asphalt geht es von dort ans Ende des Siedlungsgebiets und zur Forêt-de-l’Etat (Staatswald), dann auf einem kiesgedeckten Strässchen zum Bauerndorf Nierlet-les-Bois. Erneut auf Hartbelag gelangt man weiter zum Weiler Marterex. Am Weg liegt eine kleine Kapelle, die dem heiligen Gorgonius geweiht ist. Zwei Votivtafeln bezeugen, dass hier die heilige Thérèse von Lisieux verehrt wird. Ihre Statue steht links des Altars. Unter dem Sockel finden sich gleich drei Spendenkassen: Gesammelt wird separat für die Kapelle, für die Heilige – und schliesslich für die Opferkerzen.
Nun folgt ein landschaftlich sehr schöner Abschnitt. Auf Naturwegen über Wiesenland und vorbei an Wäldern gelangt man nach Ponthaux. Nördlich des Dorfs liegt die Bois de la Faye, wo die frei von Seitenwänden gebaute Marien-Kapelle steht. In ihrer Umgebung und am Waldrand gibt es mehrere Holzbänke, die sich für eine Rast anbieten.
Durch Waldgebiet (Bois de la Bandeire) geht es, meist ebenen Wegs, teils leicht absteigend, nach Les Arbognes. Am Ende der langen Waldpartie, noch im Tobel des Riau de Chaudeires, zeichnet sich zwischen den Bäumen ein hoher Turm ab. Er ist das einzige noch erhaltene Zeugnis einer einst mächtigen Burganlage. Der markante Hügel, auf dem er steht, war bereits in der Steinzeit besiedelt. Im 12. Jahrhundert errichteten dort die Herren von Montagny eine erste einfache Burg, die im Laufe der Zeit zu einer stattlichen Anlage ausgebaut wurde. Nachdem sie in den Besitz von Freiburg gelangt war, diente sie jahrhundertelang als Vogteisitz.
Nach dem Einmarsch der napoleonischen Truppen und dem Sturz der alten Ordnung nutzte man das stattliche Anwesen als Steinbruch, so dass es innert weniger Jahre zerfiel. Nur vereinzelte Mauerreste lassen heute auf die einstigen Dimensionen der Burganlage schliessen. Einzig der Wehrturm aus dem 13. Jahrhundert ist noch erhalten. Er kann von Ostern bis Allerheiligen jeweils samstags und sonntags besucht werden. Eine Metalltreppe führt von aussen zum Eingangstor, das neun Meter über dem Boden liegt und früher nur mit Leitern zugänglich war. Im Turminneren geht es weiter hinauf zu einer Plattform, die eine eindrückliche Aussicht auf die umliegenden Wälder und Dörfer bietet. Am Fuss des Turms laden Holztische, Bänke und ein Brunnen zur Rast ein.
Eine beachtliche Grösse weist die unterhalb der Schlossruine liegende Dorfkirche auf. Bereits im 14. Jahrhundert war dort eine Schlosskapelle errichtet worden. Diese wurde 1760 um ein grosses Schiff erweitert. Farbenfrohe Glasmalereien bringen den eher düsteren gotischen Winkel gut zur Geltung und verdeutlichen den Kontrast zum hellen und geräumigen Hauptraum.
Dem Wasserlauf der Arbogne folgend, gelangt man, nunmehr durchwegs auf Asphalt, nach Cousset.