Wanderung Sierre-Venthône-Salgesch
Die Schmerzenskapelle im Rebenmeer
Wanderzeit: 3 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Heiss brennt die Sonne im Hochsommer auf die Rebberge des Mittelwallis – das ist gut für den Wein, aber ungnädig beim Marschieren. Doch im übrigen Verlauf des Jahres, vom Frühherbst bis in den späten Frühling, eignet sich die terrassierte Landschaft bestens für aussichtsreiche Wanderungen. Eine lohnende Tour führt von Sierre nach Salgesch. Insgesamt rund 40% der Strecke verlaufen auf Asphalt.
Detaillierte Routenbeschreibung
Die nach Süden orientierten Hänge oberhalb von Sierre und Salgesch sind für den Anbau von Weinreben prädestiniert. Sie liegen annähernd in der Mitte des grössten Weinbaukantons der Schweiz, sind klimatisch begünstigt und weisen eine vorteilhafte Bodenbeschaffenheit auf.
Gleich zwei Themenwege verbinden die beiden Orte. Da ist zum einen der Chemin du vignoble (Weinweg), der in mehreren Etappen von Martigny nach Leuk führt. Die Strecke verläuft etwas höher oben am Hang, die Ausgangs- und Zielpunkte der vorliegenden Tour befinden sich darunter. Der Sentier viticole (Rebweg) wiederum schafft eine Verbindung zwischen dem Reb- und Weinmuseum in Sierre und seinem Pendant in Salgesch. Informationstafeln vermitteln unterwegs Einblick in die geologischen, botanischen und weinbaukundlichen Eigenheiten der Gegend.
Der Wanderweg vom Bahnhof Sierre quer durch das Städtchen ist nur lückenhaft markiert. Dennoch lässt sich das erhöht liegende Quartier Villa nicht verfehlen. Das dortige Schloss wurde im 16. Jahrhundert als Residenz einer Patrizierfamilie errichtet; heute beherbergt es ein Restaurant mit angegliedertem reich bestücktem Weinkeller. Gleich nebenan befindet sich das Weinmuseum.
Noch etwas höher liegt die schmucke Kapelle Saint-Ginier. Sobald man sie passiert hat, lässt man den Hartbelag hinter sich und wandert auf Kiessträsschen und Naturwegen. Das gilt allerdings nicht für die gesamte Tour. Es liegt in der Natur der Sache, dass man auf einer Wanderung durch Weinberge immer wieder Abschnitte auf Hartbelag gewärtigen muss, die von den Weinbauern für die Bewirtschaftung genutzt werden.
Vorerst aber kann man sich wanderfreundlicher Wegoberflächen und einer zusehends weiten Sicht talaufwärts und talabwärts in die weite Ebene des Zentralwallis erfreuen. An endlosen Reihen von Rebstöcken vorüber gelangt man sanft aufsteigend nach Les Anchettes und von dort, nun wieder auf Asphalt, nach Venthône, wo der Wanderweg eine Weile der «balade historique» folgt. Der Rundgang führt zu verschiedenen geschichtsträchtigen Schauplätzen des Dorfs. Dessen markanteste Bauwerke sind die Barockkirche und das benachbarte mittelalterliche Schloss. Sie stehen an der äusseren Kante eines Geländevorsprungs, der eine umfassende Aussicht auf das Rhonetal bietet. Der Ort stellt zugleich den höchsten Punkt der Wanderung dar.
Wechselnd auf Naturwegen und Strässchen geht es durch die Weinberge nach Miège und weiter in die wilde, teilweise bewaldete Schlucht des Wildbachs Raspille. Der Wasserlauf markiert die Walliser Sprachgrenze: Wer die Brücke überschreitet, gelangt in den deutschsprachigen Teil des Kantons. Am Ende des Aufstiegs auf der östlichen Seite des Einschnitts steht ein grosser Rastplatz bereit. Dort öffnet sich ein schöner Ausblick auf Salgesch, das von weiten Rebbergen umgegeben ist und sich selbst als «Weindorf» bezeichnet. An die zwei Dutzend Weinkeller werden betrieben, in vielen davon kann degustiert und direkt beim Produzenten eingekauft werden. Im Dorfzentrum steht zudem das zweite Weinmuseum, an dem man auf dieser Wanderung vorbeikommt.
Südlich des Siedlungsgebiets, gegen die Rhone hin, erhebt sich zwischen den langen Reihen von Rebstöcken ein Hügel, auf dem eine kleine Kapelle steht. Es lohnt sich, auf dem Weg zum Bahnhof einen Abstecher dorthin einzuschalten. Die Kapelle «Maria Sieben Schmerzen» wurde um 1700 errichtet. Auf der Hügelkuppe soll einst ein keltisches Heiligtum gestanden sein, das einer Göttin geweiht war. Den Weg zur Kapelle säumen 15 Bildstöcke, die an die Stationen eines Kreuzwegs erinnern, aber neben der Passionsgeschichte auch die Bedeutung Marias thematisieren. Die sieben Schmerzen Marias umfassen einerseits das Mitleiden am Schicksal und Tod des Sohnes, andererseits aber auch dessen vorangegangene Distanzierung von der eigenen Mutter. Ihrem Gedächtnis sind zahlreiche Kirchen in verschiedenen Ländern Europas geweiht, darunter auch die Kirche in Varen, dem Nachbardorf von Salgesch.
Es gibt keinen Weg, der direkt von der Kapelle zum Bahnhof führt. Am einfachsten kehrt man zurück ins Wohnquartier nahe der Bahnlinie und schwenkt dort auf den Smaragdeidechsenweg ein, der in einem grossen Bogen durch die Rebberge rund um den Kapellenhügel (auf der Karte wird er als «Kapälluhubil» bezeichnet) herumführt.