Wanderung Lac de Tseuzier - Bisse d'Ayent - Botyre
Am Abgrund: Suonenwanderung bei Anzère
Wanderzeit: 3 h 20 min
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Der Bisse d’Ayent ist einer der schönsten historischen Bewässerungskanäle im Wallis. Die Wanderung entlang der Suone beginnt beim Lac de Tseuzier oberhalb von Anzère. Wer nicht schwindelfrei ist, startet weiter unten bei Samarin. Die Tour verläuft fast durchwegs auf Naturwegen und endet beim Suonenmuseum in Botyre.
Detaillierte Routenbeschreibung
Unter den vielen Bewässerungsgräben, die im Kanton Wallis schon im Mittelalter angelegt wurden, ragt der Bisse d’Ayent als ein besonders schönes und attraktives Bauwerk heraus. Die Suone wurde 1442 angelegt, damit man Gletscherwasser in die Gebiete Ayent und Grimisuat leiten und die dortigen Wiesen und Rebberge bewässern konnte. Sie weist eine Länge von insgesamt 18 Kilometern auf und führt bis zu 400 Liter Wasser pro Sekunde.
Die vorliegende Wanderung folgt dem Wasserlauf auf etwa der Hälfte der Gesamtstrecke. Sie beginnt auf der Staumauer des Lac de Tseuzier. Zuerst auf einem Kiessträsschen, dann auf einem schmalen, aber gut ausgebauten Pfad wandert man im Wald steil abwärts zur einstigen Wasserfassung der Suone. Von hier an und während den nächsten zwei Wanderstunden weist die Strecke nur noch ein geringes Gefälle auf.
1956 wurde der obere Teil des Bewässerungskanals stillgelegt. Auf dem ersten Teilstück der Suonenwanderung muss man somit noch auf das Rauschen und Plätschern des Wassers verzichten. Dafür kann man im einstigen Wassergraben marschieren, was insofern praktisch ist, als dass die Suone hier einer senkrechten Felswand entlang verläuft. Entsprechend eindrücklich sind die Tiefblicke, die sich ins Tal der Liène öffnen. Schwindelfreiheit ist Voraussetzung, um diese Passage durch das Gebiet Les Follés zu begehen. Immerhin sind auf der Hangseite Seile gespannt, an denen man sich halten kann. Nach einer scharfen Rechtskurve gelangt man zu einem Rastplatz mit Holztisch und Sitzbänken, danach geht es in bewaldetem und deutlich weniger exponiertem Terrain weiter.
Wer sich nicht sicher ist, diesen Einstiegsabschnitt problemlos bewältigen zu können, beginnt die Wanderung erst bei der Postautohaltestelle Samarin, die man nach einer Weile erreicht. Einige Minuten später passiert man ein kleines Elektrizitätswerk; von nun an führt die Suone Wasser. Gemütlich wandert es sich ebenen Wegs dem plätschernden Wasserlauf entlang.
Schon bald erreicht man den zweiten spektakulären Abschnitt der Tour. Nicht nur senkrecht, sondern gar überhängend ist die Felswand von Torrent-Croix, in der die Suone angelegt ist. Ursprünglich floss das Wasser hier durch ein Becken aus Holzbrettern. Der Unterhalt der Konstruktion war mit lebensgefährlichen Arbeiten verbunden. Weil der Abschnitt immer wieder durch Erdrutsche und Lawinen beschädigt wurde, umging man ihn 1831, indem man eine Galerie aus dem Felsen haute. Der Kanal aus Holzbrettern wurde in den 1990er-Jahren rekonstruiert und ziert heute die Hundert-Franken-Note. Obwohl sie nicht mehr im Gebrauch ist, vermittelt die Anlage einen beklemmenden Eindruck von den Gefahren, denen die dort arbeitenden Menschen früher ausgesetzt waren.
Meist im Wald wandert man der Suone entlang weiter über Le Partset und La Forniri; zwischendurch gewähren Lücken zwischen den Bäumen schöne Ausblicke zur Hochebene von Crans-Montana und hinüber zur markanten Christ-König-Statue bei Lens.
Bei Pertou verlässt man den Wasserlauf und schwenkt auf den Wanderweg ein, der Richtung St-Léonard führt. Über offenes Wiesenland, durch Wäldchen und an Hecken vorbei steigt man talwärts. Erst ganz am Schluss der Wanderung, auf dem Teilstück ab Saxonne bis zum Ziel Botyre, marschiert man einige hundert Meter auf Asphalt. Ansonsten verläuft die gesamte Tour durchwegs auf Naturbelag. Am Ziel der Wanderung befindet sich das Walliser Suonenmuseum. Dort erhält man einen interessanten Einblick in die Geschichte der Bewässerungstechniken im Wallis.