Wanderung Carì - Lago di Carì
Tessin alpin am Sonnenhang von Carì
Wanderzeit: 4 h 30 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Juni - November
Es gibt ein Tessin abseits der touristischen Klischees. Man begegnet ihm etwa auf einer Wanderung oberhalb des Dörfchens Carì in der Leventina. Weder Palmen noch Uferpromenaden gibt es dort, dafür alpine Landschaft mit zauberhaften Mooren und einem kleinen Bergsee. Die Rundtour bietet viel Aussicht und verläuft durchwegs auf Naturwegen.
Detaillierte Routenbeschreibung
Auch im Tessin bestehen einige kleine Familienskigebiete, die sich in erster Linie an einheimische Kundschaft richten. Eine dieser Stationen befindet sich oberhalb des Dörfchens Carì am sonnigen Nordhang der Leventina. Das Wintersportgebiet liegt in einer Höhe von 1600 bis 2300 Metern; damit war zumindest früher ausreichend Schneesicherheit gewährleistet. Die Zeiten haben sich geändert, auch die Sommersaison ist jetzt für die Bergbahnen von Carì ein Thema. Der Sessellift hinauf zum Lago di Carì verkehrt allerdings nur im Juli und August und auch dann nur stundenweise. Wer den Bergsee besuchen will, lässt daher die Seilbahn bei der Tourenplanung besser ausser Acht und vertraut auf seine Füsse.
Der grosse Parkplatz im Dorf, wo auch das Postauto hält, ist der Ausgangspunkt dieser Wanderung, die man als Rundtour bezeichnen kann, obwohl die Route nicht einen Kreis beschreibt, sondern gleich zwei und damit in ihrer Form eher einer 8 gleicht. Vorbei an der Talstation der Sesselbahn und einer Reihe von Ferienhäusern gelangt man rasch an den Rand des Siedlungsgebiets und danach in den Wald. Den Weg säumen die Tafeln eines Themenwegs, auf denen Kindern die Wildtiere der Gegend vorgestellt werden.
Auf einzelnen, kurzen Abschnitten passiert man Gebiete, die für den Skibetrieb planiert worden sind. Ansonsten verläuft der Aufstieg jedoch grösstenteils in natürlichem Bergwald, der sich mit zunehmender Höhe immer mehr lichtet und so allmählich den Blick in die Leventina und zu den Gipfeln der gegenüberliegenden Talseite freigibt. Auch die Spitze des über 3000 Meter hohen Pizzo Campo Tencia – des höchsten ganz im Tessin liegenden Bergs – ist zu sehen.
Endgültig oberhalb der Waldgrenze liegt die Sesselbahn-Zwischenstation Brusada. Nun mit definitiv freier Sicht auf die Leventina und zu den umliegenden Bergen wird der Aufstieg über Alpweiden fortgesetzt. Schliesslich erreicht man den Lago di Carì (auf der Landeskarte als Lago di Pro da Lèi bezeichnet). Einige Holzbänke entlang des südlichen Ufers laden zur Rast ein. Der Bergsee lässt sich zu Fuss umrunden, was allerdings wegen der Blockschutthalde am Nordufer etwas beschwerlich ist.
An der Bergstation der Sesselbahn vorbei gelangt man zum Höhenweg, der in Richtung Capanna Gana Rossa ausgeschildert ist. Das ist das schönste Teilstück der Wanderung. Bei herrlicher Aussicht auf die untere Leventina geht es in leichtem Auf und Ab durch die Flanken des Pizzo di Campello und der Cima di Gana Rossa. Der Weg führt vorbei an sprudelnden Bergbächen, winzigen Seen und Moorgebieten.
Die erwähnte Capanna ist nicht bewartet und daher eigentlich nur ein Rifugio, das Alpinisten eine Übernachtungsmöglichkeit bietet. Wer die vorliegende Wanderung unternimmt, braucht nicht bis zur Hütte zu marschieren, sondern kann bereits zehn Minuten davor bei der Wegverzweigung Piotte della Segna in den Bergweg einschwenken, der nach Brusada führt. Dieser führt zunächst mit ansehnlichem Gefälle eine grasüberwachsene Halde hinunter und danach mehr oder weniger ebenen Wegs zurück zur Seilbahn-Mittelstation.
Damit man von Brusada nicht auf gleichem Weg wie beim Aufstieg nach Carì zurückkehren muss, empfiehlt sich der Abstieg via Alpe di Carì und Carì Dentro. Dieser verläuft auf einem schottergedeckten Alpsträsschen, das sich in vielen Kehren sanft abwärts windet. Ausserhalb der Alpsaison lassen sich etliche der weiten Kurven problemlos schneiden, indem man querfeldein über das Weideland marschiert.