Wanderung Carena - Sasso Guidà - Paudo
Valle Morobbia: Naturgenuss abseits von Lärm und Hektik
Wanderzeit: 4 h 40 min
Schwierigkeitsgrad: T2 Bergwandern *
Saison: Mai - November
Das Valle Morobbia zählt zu den weniger bekannten Ecken des Tessins. Die bewaldeten Hänge und aussichtsreichen Höhen des Tals bieten stille Naturgenüsse. Die Wanderung von Carena nach Paudo führt durch malerische Wälder zum Felskopf des Sasso Guida, wo sich ein einmaliges Panorama öffnet. Die Tour verläuft durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum des Tessiner Hauptorts Bellinzona entfernt öffnet sich eine Welt, von der viele Tessin-Besuchende noch kaum je gehört haben dürften. Umso reizvoller ist das Valle Morobbia für Menschen, denen das Flanieren an den palmengesäumten Quais von Lugano, Ascona und Locarno nichts sagt. Weder Bergbahnen noch Sportanlagen, weder Dancings noch Golfplätze gibt es hier. Dafür locken weite, stille Wälder und in der Höhe eine fantastische Aussicht.
Ganz hinten im Tal liegt Carena – das letzte Dorf vor der Bergkette, welche die Gegend von Bellinzona vom italienischen Comerseegebiet trennt. Der nahe Passo San Jorio war ein wichtiger Übergang für die zahlreichen Schmuggler des Tals, die früher einen bedeutenden Beitrag zum wirtschaftlichen Fortkommen der Gegend leisteten.
Von der Endstation der Postautolinie gelangt man mit wenigen Schritten zum ehemaligen Zollgebäude, wo sich der Ausgangspunkt der Wanderwege befindet. Hier beginnt der Aufstieg zur Alpe di Croveggia. Anhaltend, aber nicht übermässig steil geht es aufwärts, zunächst über Wiesen- und Weideland, dann durch lichten Laubwald, später durch dichte Tannenbestände. Eine Schneise, die für eine Stromleitung in den Wald geschlagen wurde, erlaubt regelmässig Ausblicke ins Tal und zum gegenüberliegenden Bergkamm, der von der markanten Silhouette des Camoghè dominiert wird.
Bei der Alphütte der Alpe Croveggia ist der grössere und steilere Teil des Aufstiegs geschafft. Der Wald lichtet sich nun zusehends. Über Waldweiden zieht sich die Wanderroute teilweise weglos durch den Hang in östlicher Richtung. Nun ist es die Spitze des Corno di Gesero, die im Mittelpunkt des Panoramas steht.
Bei der Wegverzweigung auf der Alpe Pisciarotondo gilt es, links abzuschwenken. Vorerst weiterhin leicht ansteigend geht es über einen begrasten breiten Kamm nun in westlicher Richtung weiter. Bereits öffnen sich erste Ausblicke auf die Magadino-Ebene und den Lago Maggiore. Bis sich das Panorama vollends entfaltet, muss man sich allerdings noch etwas gedulden. Umso mehr Beachtung verdienen dafür die überdurchschnittlich zahlreichen Ameisenhügel, die den Weg säumen.
Dass die Aussicht von den Höhen des Valle Morobbia auch anderen als rein touristischen Zwecken dienen kann, erfährt man an den mit Informationstafeln versehenen Standorten eines Themenwegs entlang der Route. Im Ersten Weltkrieg wurde der Nordhang des Tals mit einer Reihe von Festungsanlagen versehen. Im Zentrum des Komplexes von Gefechtsstellungen und Schutzräumen steht der Sasso Guidà. Der Grund dafür ist einleuchtend, denn dieser Standort bietet eine hervorragende Rundsicht: Im Süden und Osten überblickt man die Gipfel und Kreten, auf denen die Landesgrenze verläuft, im Norden die Riviera und den unteren Teil des Misox, während sich im Westen ein grandioser Tiefblick zum Seebecken von Locarno öffnet; darüber erhebt sich in der Ferne der Monte Rosa.
Eine steile Felstreppe leitet den Abstieg ein; an ihrem unteren Ende geht es wesentlich weniger schroff weiter. Nun wandert man erneut weitgehend im Wald. Teilweise verläuft die Route weglos, doch die in regelmässigen Abständen angebrachte weiss-rot-weisse Bergweg-Markierung sorgt dafür, dass man die Orientierung nicht verliert. Mehrmals werden lauschige Lichtungen passiert. Die erste davon birgt das Naturschutzgebiet Laghetti della Costa, in dessen Zentrum ein kleiner, von einem Zaun umgebener See liegt. Über Sopra Arbinetto geht es zur Hochebene Piano Dolce, wo man nochmals ein Breitleinwand-Panorama vom Camoghè bis zu den Berner Hochalpen geniesst. Eine der letzten Lichtungen am Weg befindet sich oberhalb des Weilers Monti di Paudo. Ein Tisch, Sitzbänke, eine Feuerstelle und ein Brunnen laden zur Rast ein.
Im Verlauf des Abstiegs durchquert man erneut verschiedene Waldstufen: Zunächst geht es durch Tannenwald, später durch Buchen- und Birkengehölze. Das letzte Stück verläuft durch Kastanienwald. Schliesslich erreicht man das Siedlungsgebiet von Paudo und damit das Ziel der Tour.