
Wanderung Roggwil-Berg - Egnach
Obst-Safari in Mostindien
Wanderzeit: 2 h 50 min
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Unzählige Obstbäume säumen die Wanderwege rund um Roggwil und Egnach. Hier ist immer Saison – von der Blütezeit im Frühling bis zur Obstreife im Herbst; selbst im Winter ist es ein Vergnügen, diese Gegend zu durchstreifen. Knapp drei Viertel der Tour verlaufen auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
«Roggwil-Berg»: Zumindest für Schweizer Verhältnisse scheint der Name dieses Bahnhofs etwas hoch gegriffen zu sein, denn er liegt auf nur gerade 560 Metern über Meer. Doch die Aussicht, die sich von dort gegen das 130 Meter tiefer gelegene Dorf Roggwil und zum Bodensee bietet, ist weit und üppig – sie lässt einen durchaus an ein Gipfelpanorama denken.
Die Wanderung über Roggwil nach Egnach wird durch einen Abstieg eingeleitet. Er führt am Dorfrand der zu Roggwil gehörenden Ortschaft Freidorf vorbei durch Wiesenland mit ersten mächtigen Kirsch- und Apfelbäumen. Dieser Anblick wird einem im weiteren Verlauf der Tour immer wieder begegnen, allerdings in zwei Varianten. Da gibt es auf der einen Seite endlose Reihen von niederstämmigen Spalieranlagen – die Pflege der Bäumchen erfolgt mit viel Maschineneinsatz, ist damit effizient und vergleichsweise kostengünstig. Deutlich aufwendiger ist die Pflege und Ernte bei Hochstammbäumen; diese bereichern dafür die Landschaft mit ihrer Anmut und Schönheit.
Die Obstproduktion und insbesondere der Apfelanbau haben im Kanton Thurgau traditionellerweise einen grossen Stellenwert und eine namhafte wirtschaftliche Bedeutung. Jeder dritte Tafelapfel, der in der Schweiz konsumiert wird, stammt von dort. Gar die Hälfte des Mostobst wird im Thurgau geerntet. Da ist es passend, dass die Umrisse des Kantons ein wenig an eine Mostbirne erinnern. Schon im 19. Jahrhundert kam deshalb die scherzhafte Bezeichnung «Mostindien» auf, die noch heute verwendet wird. Die Vielfalt der angebauten Varietäten ist beachtlich. Im Vordergrund steht eine breite Vielfalt an Apfelsorten, darunter gibt es auch Spezialitäten mit roten Blüten und rotem Fruchtfleisch. Daneben werden verschiedene Birnensorten sowie Kirschen und Zwetschgen kultiviert.
Doch auch andere Bäume prägen das Gesicht dieser Landschaft. Markant tritt etwa die Gruppe von drei eng beieinanderstehenden mächtigen Birken oberhalb von Schloss Mammertshofen in Erscheinung. Nach der Legende wurde hier einst ein junger Mann aus Roggwil, der sich in ein Mädchen aus Freidorf verliebt hatte, von einer neidischen Bande verprügelt. Aus Kummer pflanzte er eine Trauerweide, die später durch die drei Birken ersetzt wurde.
Das nahe Anwesen von Mammertshofen weist beachtliche Dimensionen auf. Neben der Burg umfasst es das imposante Gehöft Bauhof und die einst mit Wasserkraft betriebene Baumühle. Die Burg selbst imponiert vor allem aufgrund ihrer mächtigen Grundmauern, in die etliche tonnenschwere Findlinge eingebaut sind. Noch ein zweites stattliches Schloss liegt am Weg. Man begegnet ihm wenig später im Dorfzentrum von Roggwil. Es wurde früher vom Kloster St. Gallen genutzt, verwahrloste aber nach der Klosteraufhebung zusehends, bis es 1976 vom Heimatschutz übernommen und saniert wurde. Das Schloss und die umliegenden Riegelhäuser bilden eine malerische Baugruppe.
Am westlichen Dorfende von Roggwil beginnt der schönste Abschnitt der Tour. Über sanft gewelltes Wiesenland geht es nach Esserswil und weiter zum Weiler Häuslen, von dort auf freiem Feld und durch kleine Gehölze nach Burkartsulishaus. Meist wandert man dabei auf Naturwegen und Kiessträsschen, zwischendurch auf kurzen Asphaltabschnitte. Mehr Hartbelag gibt es auf dem nachfolgenden Abschnitt über Stocken nach Ringenzeichen. Hier präsentiert sich die Kulturlandschaft ausgeprägt kontrastreich: Zu sehen gibt es sowohl unübersehbar lange Niederstammreihen als auch traditionelle Streuobstwiesen, auf denen locker verstreut prächtige Hochstammbäume mit grossen Kronen stehen.
Insgesamt drei Mal im Laufe dieser Wanderung wird das unbeschwerte Bummeln durch Feld und Wald von Querungen verkehrsreicher Strassen unterbrochen, die ohne Fussgängerstreifen bewältigt werden müssen. Letztmals erfolgt dies beim Weiler Buch. Von dort gelangt man in die Nähe des Seeufers; das Wasser ist aufgrund der Schilfgürtelvegetation allerdings nicht zu sehen. Der Bahnlinie entlang geht es zum Bahnhof Egnach.