
Wanderung Diessenhofen - Schaffhausen
Festungswerke an der Wasserstrasse
Wanderzeit: 3 h
Schwierigkeitsgrad: T1 Wandern *
Saison: Ganzjährig begehbar
Keine grossen Höhendifferenzen weist die Wanderung von Diessenhofen nach Schaffhausen auf. Der Uferweg dem Rhein entlang führt durch urwüchsige Auenwälder. An der Strecke liegen zwei ehemalige Klöster sowie Wehrbauten aus verschiedenen Epochen. Im Sommer weist die Route einen etwas anderen Verlauf als im Winter auf; der Naturbelagsanteil beträgt bei beiden Varianten rund 80%.
Detaillierte Routenbeschreibung
Treu verrichtete der Turmwächter seine Arbeit – und musste zuschauen, wie ein Nebenbuhler ihm die Liebste ausspannte. Vor Wut schlug er so hart gegen die Turmglocke, dass diese einen Sprung bekam und seither nur noch wehmütig klingende Töne von sich gab. So schildert es das Lied «Auf des Munots altem Turme». Die Festungsanlage Munot, Wahrzeichen der Stadt Schaffhausen, war im 16. Jahrhundert zu Verteidigungszwecken erbaut worden. Das Glöcklein im Turm wies tatsächlich einen Riss auf, der allerdings wohl durch Blitzeinschlag entstanden war. Seit man die Glocke vor ein paar Jahren repariert hat, ist ihr eigentümlicher Klang Geschichte. Ein Besuch des Munots lohnt sich aber alleweil noch immer. Er lässt sich gut mit einer Wanderung entlang des Rheins verbinden.
Ausgangspunkt ist das weiter rheinaufwärts gelegene Städtchen Diessenhofen. Vom Bahnhof gelangt man in wenigen Minuten in dessen historisches Stadtzentrum. Der von einer alten Steinmauer gesäumte Stadtgraben ist ein Relikt der mittelalterlichen Stadtbefestigung; auf dem Areal ist heute ein Kinderspielplatz eingerichtet. Sanft senkt sich der Weg gegen den Rhein. Auf der Via Rhenana folgt man dem Wasserlauf flussabwärts.
Zwei einstige Klöster säumen den Weg nach Schaffhausen. Beide Abteien wurden im 19. Jahrhundert aufgehoben und dienen seither weltlichen Zwecken. Die erste ist das ehemalige Dominikanerinnenkloster St. Katharinental. Die Anlage wird heute als Rehaklinik genutzt. Sie ist ringsum von einer hohen Mauer umgeben, deren Pforten jedoch offenstehen und damit der Öffentlichkeit den Zugang zum grossen Park dahinter erlauben.
Von nun an zieht sich der Wanderweg durch Auenwald. Dabei durchquert man das ausgedehnte Waldreservat Schaaren. Archäologische Funde belegen, dass in diesem Gebiet schon zur Bronzezeit Menschen siedelten. Seither kam ihm wiederholt erhebliche militärische Bedeutung zu. Bereits in römischer Zeit befand sich hier ein Wachtturm. Im Zuge der französischen Revolution stand die Gegend zeitweilig im Brennpunkt einer Konfrontation zwischen russischen bzw. österreichischen Truppen auf der einen Seite und der französischen Armee auf der anderen Seite. Im Zweiten Weltkrieg schliesslich errichtete die Schweizer Armee am Rheinufer mehrere Betonbunker zur Abwehr einer allfälligen deutschen Invasion. Informationstafeln beim Rastplatz Mörderbuck und auf dem Weg zum Naturschutzgebiet Schaarenwis geben Einblick in die militärgeschichtliche Entwicklung des Standorts.
Unterwegs laden verschiedene Rastplätze mit befestigten Feuerstellen zum Picknick ein. Manche davon liegen in schattigem Auenwald, andere wie etwa die Petri-Wiese bei Schlatt sind gut besonnt und eignen sich dank der Lage am Wasser auch als Badeplätze. Die zweite ehemalige Abtei am Weg ist das Klostergut Paradies. Die Anlage ist im Besitz des Industriekonzerns Georg Fischer, der sie als Ausbildungs- und Tagungsstätte nutzt, aber auch der Öffentlichkeit für Anlässe zur Verfügung stellt.
Zum Klostergut gehören auch das direkt am Rhein liegende Restaurant Paradies sowie die benachbarte Fähre Altparadies. Diese bringt Passanten auf das gegenüberliegende Rheinufer. Im Frühling und Sommer empfiehlt es sich, diese traditionelle Möglichkeit des Übersetzens zu nutzen. Sie entfällt ab Ende September, wenn der Fährbetrieb eingestellt wird. Dann gilt es, weiterhin auf der Südseite des Rheins zu wandern. Dabei marschiert man teilweise direkt dem Ufer entlang, zwischendurch aber auch an erhöhter Lage etwas entfernt vom Wasser. Auf diese Weise gelangt man via Langwiesen nach Feuerthalen; etwas unangenehm ist ein rund 500 Meter langes Teilstück, das direkt der Kantonsstrasse entlangführt; immerhin steht ein Trottoir zur Verfügung.
Auf der Strassenbrücke etwas unterhalb des Bahnhofs Feuerthalen überquert man den Rhein. Schon seit einer Weile hat der Munot wie ein Leuchtturm den Weg gewiesen, jetzt zeigt er sich in voller Pracht aus nächster Nähe. Der offizielle Wanderweg führt direkt von der Schiffländte durch die Altstadt zum Bahnhof. Zuvor besteht aber noch die Gelegenheit, die Wirkungsstätte des im Lied vom Munotglöckchen verewigten Turmwächters zu besuchen. Zu diesem Zweck steigt man auf dem Römerstieg zur Ostseite der Festung auf. Anschliessend gelangt man von dort auf dem Munothaldenweg in die Altstadt.