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Wald, Weiden und rundum erholsame Stille – das ist die Landschaft am Chasseral.

Wanderung Sonvilier-Chasseral-Sonceboz

Über Jurahöhen zu Täuferspuren

  • Sonvilier

  • Chasseral

  • Pont des Anabaptistes

  • Sonceboz


REGION: Jura
MARSCHZEIT: 7 h 15 min
AUFSTIEG: 980 m
TIEFSTER PUNKT: 646 m
VERPFLEGUNG: Diverse Berggasthäuser unterwegs
ANREISE: Mit der Bahn nach Sonvilier
MERKMALE: Höhenweg / Aussichtsberg
Schwierigkeit: T1 Wandern
Streckenlänge: 24,6 km
Abstieg: 1170 m
Höchster Punkt: 1606 m
Ideale Jahreszeit: Mitte Mai bis Ende Oktober
Rückreise: Ab Sonceboz-Sombeval mit der Bahn
   

Lang, aber sehr vielfältig ist die Wanderung von Sonvilier auf den Chasseral und durch die langgezogene Combe am Nordhang von dessen Hauptkrete wieder hinunter in den grünen Talboden der Suze. Grandios ist die Aussicht vom Gipfel über das Berner Mittelland zur Alpenkette. Am Weg liegen zudem ein geschichtlich interessanter Punkt, der Pont des Anabaptistes, und mehrere Métairies, die für den Jura typischen stattlichen Berghöfe. Wenig Hartbelag.

Vom Bahnhof Sonvilier gelangt man ins Dörfchen hinunter, überquert die Suze (Schüss) und folgt dieser talwärts. Der Name des dünnen Bächleins, das bis Biel immerhin zu einem respektablen Flüsschen anwächst, stand Pate für ein bekanntes französisches Aperitiv-Getränk. Beim Wald zweigt man hangwärts ab und steigt auf steilem Pfad zum Waldsträsschen auf, das zur Ruine der Burg Erguël führt. Das einstige Schloss war im 11. und 12. Jahrhundert Stammsitz der Herren von Erguël, die über das Vallon de St-Imier und angrenzende Gebiete herrschten.
Zunächst wieder durch Wald, bald aber über offenes Weidland mit unverkennbarem Jura-Charakter geht es weiter aufwärts nach Les Pontins und zur Métairie des Plânes. Viele prächtige Bergahorne säumen den Weg. Ein breiter Waldweg senkt sich zur Pré aux Auges am oberen Zugang zur Combe Grède, dann beginnt der steile Aufstieg über Weiden auf den Grat und zum Hotel Chasseral.
Die Aussicht von der Krete ist grossartig. An klaren Tagen reicht sie von La Chaux-de-Fonds bis zu den Vogesen und dem Schwarzwald im Norden, während südwärts Mittelland, Seeland und die ganze Alpenkette zu überblicken sind.
Der erste Teil des Abstiegs verläuft oft pfadlos durch die ausgeprägte Längs-Combe an der Vachérie de Nods vorüber zur Métairie du Milieu de Bienne und weiter zur Métairie du Bois Raiguel (Rägiswald). An der engsten Stelle der senkrecht abfallenden Felsbänder der Combe du Béz befinden sich die Überreste des Pont des Anabaptistes (Täuferbrüggli).
Der Ort unter der Brücke wurde früher von Angehörigen der Täuferbewegung als geheimer Treffpunkt genutzt. Die Täufer haben ihren Ursprung in der protestantischen Reformation im 16. Jahrhundert und praktizieren die Erwachsenentaufe. Im Weiteren befürworten sie die strikte Trennung von Kirche und Staat und entsagen jeglicher Gewalt. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurden sie wegen ihrer Überzeugungen verfolgt. Viele wanderten nach Deutschland und Holland oder nach Amerika aus. Andere flüchteten auf die zum Bistum Basel gehörenden Jurahöhen, wo sie zu Beginn ihre Religion so diskret wie möglich praktizierten.
Das alte Brücklein stürzte 1924 ein; seither wird die Schlucht auf einem Damm traversiert. Die Überreste der Täuferbrücke mit ihren zahlreichen noch nicht entschlüsselten Felsinschriften ist eine aussergewöhnliche Gedenkstätte. 2010 wurde nördlich der alten Brücke ein Fussgängersteg errichtet, über den die Wanderroute abseits der Strasse die Schlucht quert.
Der einzige wirklich steile Abstieg der Tour erfolgt im Schatten mächtiger Bäume im Forêt de l’Envers. Am Hof Cernil du Bas vorbei geht es bei herrlichem Ausblick auf den breiten Talboden des Vallon de St-Imier durch die Pâturage de l’Envers hinunter ins Dorf Sonceboz.