Wanderung Schwanden/Sigriswil - Burst - Eriz
Durch ein finsteres Loch zu grandioser Rundsicht
Wanderzeit: 6 h
Schwierigkeitsgrad: T3 Anspruchsvolles Bergwandern *
Saison: Juni - Oktober
Der Berner Voralpengipfel Burst bietet eine grossartige Aussicht zu den Alpen und ins Mittelland. Man muss sie sich allerdings mit einem längeren Anmarsch verdienen. Dank der Durchquerung des Schaflochs weist dieser jedoch eine ungewöhnliche Attraktion auf. Von wenigen kurzen Abschnitten zu Beginn und am Ende der Tour abgesehen verläuft die Wanderung fast durchwegs auf Naturbelag.
Detaillierte Routenbeschreibung
Mehrere Kalksteingipfel bilden die Kette des Sigriswiler Rothorns. Der Burst ist der nördlichste davon. Er zeigt sich als schräggestellter Kamm mit einer breiten, von Gras überzogenen Kuppe. Die Vegetation hat dem Berg zu seinem eigentümlichen Namen verholfen: Auf dem Burst wächst Borstgras – eine Grasart, die vom Vieh gemieden wird.
Keine Bergbahn fährt auf diesen Gipfel, weder Bus noch Eisenbahn erschliessen seine Flanken. Der kürzeste, allerdings etwas fantasielose Weg hinauf beginnt beim Parkplatz Grön im Justistal. Wer über kein Auto verfügt oder wer überhaupt eine interessantere Tour unternehmen will, fährt zur nächstgelegenen ÖV-Haltestelle Schwanden/Sigriswil. Anfänglich auf einem Strässchen, dann auf Naturwegen über Weideland und durch Waldgebiet geht es via Stampf und Oberi Matte zur Zettenalpegg. Im steilen Hang, durch den sich von dort ein schmaler Pfad in die Höhe zieht, schwinden die Bäume zusehends. Am Fuss einer senkrechten Felswand zeigt sich eine dunkle Öffnung. Es handelt sich um den Eingang zum Schafloch, der über einen schmalen, etwas ausgesetzten Steg erreichbar ist.
Das Schafloch ist natürlichen Ursprungs und war früher sogar im Hochsommer vereist. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von der Armee aufgeweitet und als Teil eines Festungssystems genutzt. Wer den insgesamt rund 600 Meter langen Stollen durchqueren will, benötigt eine Taschenlampe. Der erste Teil ist nämlich stockdunkel. Er ist zwar nur einige Dutzend Meter lang, verläuft aber mit holpriger Bodenoberfläche abwärts.
Nach einem Knick nach links geht es ebenen Wegs pfeifengerade zum östlichen Ausgang, der sich bei klarem Wetter schon bald als kleines leuchtendes Rechteck abzeichnet. An einzelnen Stellen liegen jedoch heruntergefallene Steine auf dem Weg, so dass man auch hier eine Lichtquelle benötigt, um den Höhlengang zu durchschreiten. (Wer sich die Durchquerung des Schaflochs nicht zutraut, steigt am westlichen Eingang vorbei weiter bergwärts nach Stäpfli/Schafläger und gelangt an der Nordwestseite des Gebirgskamms nach Schnyde und zum Burst.)
Die Höhlentour endet hoch über dem Gröntal. Nun setzt sich die Wanderung auf einem sehr schönen Pfad fort, der als Höhenweg «Underer Rothornzug» ausgeschildert ist. Er zieht sich durch den steinigen Osthang der Rothornkette und bietet prächtige Tief- und Ausblicke ins Justistal und zur gegenüberliegenden Bergkette vom Niederhorn bis zu den Sieben Hengsten. Manche Abschnitte des Höhenwegs wirken zwar aus Distanz ziemlich exponiert, ja zuweilen geradezu unpassierbar, erweisen sich jedoch von Nahem als unproblematisch. Voraussetzung sind jedoch Schwindelfreiheit und Trittsicherheit – ein Fehltritt hätte fatale Folgen.
Bei der Wegverzweigung Schnyde geht es, zuweilen weglos, sanft abwärts zum Hinteren Schafläger. Am Ende des weiten Alpbodens beginnt der «Gipfelsturm»: Im Zickzack zieht sich ein steiniges Weglein den Hang hoch zu einem flachen, mit üppig grünem Gras dicht bewachsenen Boden, danach geht es in der Flanke des grasbedeckten Kamms auf den Burst. Der Gipfel wird als landestopografischer Triangulationspunkt genutzt, denn er bietet Ausblicke in vielerlei Richtungen, nämlich sowohl zu den Hochalpen als auch ins Mittelland und zur Jurakette.
Der Abstieg führt zunächst zurück zum erwähnten Grasplateau etwas unterhalb des Gipfels, von dort hinunter zur Sichle. Der markante Sattel bildet den Passübergang vom Justistal ins Zulgtal. Über die Alpen Ober Schöriz und Unter Schöriz geht es hinunter nach Innereriz.
Hinweis: Die Passage durch das Schafloch wird in der untenstehenden Karte nur in der Aufsicht korrekt dargestellt, nicht jedoch im Höhenverlauf. In der Detailansicht der Karte sind deshalb bei der Streckenlänge, bei den Auf-/Abstiegen sowie bei der Wanderzeit Werte angegeben, die zu hoch sind.